Madrid fordert seinen Platz in der internationalen Schiedsgerichtsbarkeit

19.12.2019 - Sonia Gumpert Melgosa

Im Januar 2020 nimmt das Internationale Schiedsgerichtszentrum Madrid (CIAM) seine Arbeit auf

Die bevorstehende Eröffnung des Internationalen Schiedsgerichtszentrums in Madrid ist zweifellos eine großartige Nachricht für Madrid und Spanien.

Der Zeitpunkt könnte nicht besser sein – aus verschiedenen Gründen. Gezwungen durch die jüngste Krise verzeichneten spanische Unternehmen ein beträchtliches Wachstum ihrer internationalen Handelsbeziehungen. Der bevorstehende Brexit, der voraussichtlich am 31. Januar 2020 stattfindet, wird das Vereinigte Königreich buchstäblich von der europäischen Landkarte verschwinden lassen, und mit ihm London, das neben Paris, Zürich oder Genf eine der europäischen Referenzstädte in Fragen der internationalen Handelsschiedsgerichtsbarkeit ist. London hinterlässt eine Lücke, die Madrid auf jeden Fall schließen kann. Über den europäischen Horizont hinaus sind es die sprachlichen, kulturellen und historischen Verbindungen zwischen Spanien und Lateinamerika, die das enorme Potenzial der spanischen Hauptstadt Madrid als idealen Ort für die internationale Handelsschiedsgerichtsbarkeit ausmachen.

Die Überlastung der spanischen Justizverwaltung, die zum Teil auf das Phänomen der so genannten „Massenklagen“ zurückzuführen ist, die die Gerichte weitgehend zum Erliegen gebracht haben, wird wohl dazu führen, dass die spanische Justiz in der Praxis nicht mehr in der Lage sein wird, auf Handelsstreitigkeiten flexibel zu reagieren. Natürlich erfordert jeder Konflikt im Interesse der betroffenen Parteien eine zügige Lösung, aber für die Belange unserer Unternehmen und damit für unsere Wirtschaft gilt das im Besonderen. Ein schnelles Urteil war und ist traditionell eine Forderung von Unternehmen und, neben der Spezialisierung des Schiedsrichters, der Hauptgrund dafür, warum Unternehmen das Schiedsverfahren der ordentlichen Gerichtsbarkeit vorziehen. Alle bisher durchgeführten Studien zeigen jedoch, dass die Schiedsgerichtsbarkeit noch nicht fest in der spanischen Geschäftskultur verankert ist.

Die Einrichtung des Internationalen Schiedsgerichtszentrums in Madrid wird die spanische Hauptstadt auf eine Stufe mit anderen europäischen Schiedsgerichtszentren stellen und bringt die spanischen Unternehmen einer effizienten Alternative zur Konfliktlösung näher. Gleichzeitig wird unser neuer Gerichtshof angesichts des Brexits für die Lösung internationaler Konflikte in Zukunft eine Alternative zu London darstellen, insbesondere, wenn spanischsprachige Parteien beteiligt sind.

Möge das Internationale Schiedsgerichtszentrum eine Institution im Dienste der Wirtschaft sein, mit agilen, technologiegestützten Verfahren, mit angemessenen Verfahrens- und Gerichtsgebühren sowie mit zuverlässigen und angesehenen Schiedsrichtern.

Mehr Information: Sonia Gumpert Melgosa