Stromausfall in Spanien – Erneuerbare Energien werden Opfer eines Trugschlusses

30.04.2025 - Antonio C. Jiménez Abraham

Nach dem Stromausfall, der Spanien am Montag für einen Tag ins Mittelalter zurückversetzt hat, handeln die Verantwortlichen für unser Stromsystem sehr menschlich: Sie suchen nach einem Schuldigen. Dieses Mal waren es die Erneuerbaren Energien.

Nach Daten des spanischen Stromnetzbetreibers Red Eléctrica de España wurden im vergangenen Jahr 56 % des Bedarfs durch Strom aus erneuerbaren Energien gedeckt. Dadurch verringert sich zwar der CO2-Fußabdruck Spaniens, dieser Umstand erfordert jedoch von dem Netzbetreiber, d. h. Red Eléctrica de España, ein umfassenderes Management.

Der spanische Gesetzgeber räumt Red Eléctrica de España weitreichende Befugnisse und Eingriffsmöglichkeiten bei der Installation und Inbetriebnahme von Anlagen zur Nutzung erneuerbarer Energien ein. Ihre Beteiligung ist bei jedem Schritt erforderlich, bevor eine Genehmigung erteilt werden kann. Aufgrund der geltenden Rechtsvorschriften kann Red Eléctrica de España daher neue Anlagen oder deren späteren Anschluss verhindern, wenn sie nicht allen rechtlichen und technischen Vorgaben entsprechen. Auch kann der Netzbetreiber derartige Anlagen jederzeit vom Netz nehmen, wenn eine Gefahr für das Netz besteht. Zum ersten Mal hat der Gesetzgeber das Problem also vorausgesehen, sodass die Werkzeuge zur Vermeidung des Stromausfalls bereitgelegen hätten.

Weder die Technologie (es ist gut, den CO2-Fußabdruck und den Strompreis durch Nutzung erneuerbarer Quellen zu senken) noch die Gesetzgebung (die Mittel für derartige Fälle bereitstellt) sollten daher zum Schuldigen gemacht werden. Beides sind wichtige Instrumente auf dem Weg zu einer nachhaltigeren, CO2-ärmeren Zukunft. Die eigentliche Verantwortung liegt bei denjenigen, die unser Stromsystem verwalten. Sie müssen nicht nur die Einhaltung der Protokolle gewährleisten, sondern auch Situationen, die eine stabile Stromversorgung gefährden, antizipieren können und zu verhindern wissen.