Spaniens Immobilienmarkt atmet auf: Die Zeichen stehen auf Erholung

Veröffentlicht am 23.07.2021

Ab März 2020 schlug die Coronapandemie auch in Europa ein und hinterließ nach und nach Ihre Spuren in der Weltwirtschaft und natürlich auch auf den europäischen Immobilienmärkten. Den spanischen Immobilienmarkt Mitte 2021 analysierten unsere Anwälte Stefan Meyer und Steven Rudmann in einem kürzlich veröffentlichten Beitrag für das Wirtschaftsblatt Deal Magazin. Ihre Einschätzung fassen wir hier für Sie zusammen:

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In Spanien etwa halbierte sich die Nachfrage nach Büroimmobilien im Jahr 2020, auch bei Wohnimmobilien war ein drastischer Transaktionsrückgang spürbar.

Derartige Krisen zeigen allerdings auch, welche Modelle besonders robust sind. In der spanischen Logistik-Branche zeigte sich im Vergleich der beiden ersten Quartale von 2019 und 2021 ein deutlicher Nachfragezuwachs nach vermietbaren Logistik- und Industrieimmobilien von 53 %. Dieser Boom, der sich in Spanien besonders deutlich in den Hauptstädten Madrid, Barcelona, Valencia, Zaragoza und Bilbao zeigt, geht insbesondere darauf  zurück, dass Logistikdienstleister auf das veränderte Verbraucherverhalten mit einer Diversifizierung ihrer Lager reagierten und so ein erhöhter Flächenbedarf bei neuen Logistikimmobilien zu verzeichnen war. Der in Madrid neu entstandene Logistikhub der Goodman Group hat beispielsweise eine Fläche von mehr als 100.000 m2.

Spürbar war die Pandemie generell in den Assetklassen Büroimmobilien, Wohnimmobilien und Hotels. Letztere hatten zwar während der Pandemie, auch durch das Ausbleiben von Touristen, massive Einbußen erlitten, es gibt jedoch erste Anzeichen für eine Erholung.

Die pandemiebedingte massive Einführung der Telearbeit – während des harten spanischen Lockdowns (mit Ausgangssperre) im Frühjahr 2020 arbeiteten knapp 71 % der Spanier im Homeoffice – schlug sich in dem vorangehend bereits angesprochenen Nachfragerückgang bei Büroimmobilien nieder. Der Marktbericht von Savills Aguirre Newman für das erste Quartal 2021 lässt jedoch hoffen, denn es zeichnet sich bereits eine erste Erholung in diesem Sektor ab. Zudem tendierten Arbeitgeber zukünftig zu hybriden Arbeitsmodellen, was nach Savills dem Büroimmobilienmarkt wieder zu einer dominanten Rolle verhelfen wird.

Die Arbeit im Homeoffice war auch auf dem spanischen Wohnimmobilienmarkt sichtbar. Laut Tinsa seien die Preise bei Wohnimmobilien stabil geblieben und an den spanischen Küsten und auf den spanischen Inseln sogar um rund 5% gestiegen. Nichtansässige Ausländer als Investoren und Internetnomaden als neue Mietergruppe sind hier ausschlaggebend. Obwohl zwar während der Reisebeschränkungen zunächst ein Rückgang zu verzeichnen war, hat sich dennoch das Investorenverhalten angesichts der Stabilisierung der Lage in Europa merklich zum Positiven ändert. Die Möglichkeit, von zu Hause zu arbeiten, hat auch ein Interesse an weiträumigeren Immobilien und Immobilien im Umland von Großstädten wie Madrid oder Barcelona gefördert. In diesen Gebieten ist derzeit noch das Preis-Leistungs-Verhältnis besser als in den Städten selbst. Ein Rückgang der Preise zeigt sich indes bei Mietwohnungen, in Madrid gingen diese aufgrund eines breiteren Wohnungsangebotes um knapp 12%, in Barcelona um knapp 16% zurück, da vor der Pandemie zu touristischen Zwecken vermietete Wohnungen wieder dem Mietwohnungsmarkt zugeführt wurden.

Für Investoren nicht uninteressant ist sicherlich auch die noch junge Assetklasse Micro Living, die einerseits Business Apartments für Projektmitarbeiter und andererseits private Studentenwohnheime umfasst. Als beliebtes Ziel von Austauschstudenten gibt es in Spanien nicht nur Investitionsmöglichkeiten in den großen Metropolen Madrid, Barcelona und Valencia, sondern auch in kleineren Universitätsstädten wie Salamanca oder Zaragoza. Die DBK rechnet in einer aktuellen Marktstudie mit der Schaffung von weiteren 14.000 Unterkunftsmöglichkeiten für Studierende in Spanien in den kommenden beiden Jahren, zusätzlich zu den bereits bestehenden 97.000 Plätzen. Die Ankündigung eines schwedischen Investors, in den kommenden Jahren 500 Millionen Euro in den Bau von Studentenwohnheimen zu investieren, ist also alles andere als eine Überraschung.

Der spanische Immobilienmarkt erholt sich also in fast allen Assetklassen. Eine besondere Herausforderung ist weiterhin die angestrebte Reduzierung der hohen Eigentumsquote bei Wohnimmobilien (bis heute rund 80%). Mehrere spanische Regierungen der letzten Jahre versuchten deren Herabsetzung mit verschiedensten Anreizen für den Bau von Mietwohnungen zu erreichen, bisher jedoch ohne anhaltenden Erfolg. Ausschlaggebend könnten jetzt Interventionen von außen sein: Nach und nach werden die „Built-to-Rent“-Projekte ausländischer Investoren bekannt, die hoffentlich die Schaffung eines stabilen Mietwohnungsmarktes herbeiführen können.

Weitere Informationen finden Sie im Artikel „Auch der spanische Immobilienmarkt erholt sich von der Pandemie“ in der Zeitschrift Deal Magazine.